Dienstag, 6. November 2012

November

Wird’s noch kälter im November,
muss ein wärm’res Hemd her.

[Aus: Das Jahr in Rauhreimen]

Sonntag, 7. Oktober 2012

Pferdis Opa

(Mann, Frau und Kind sind ausgehbereit. Aus dem Radio dringt eine Tenorstimme.)

FRAU Was ist das wieder für ein Gejaule!
MANN Das ist Verdi.
FRAU Ferdi? Welcher Ferdi?
KIND Ich mag auch ein Pferdi!
MANN Ruhe! Das ist Musik!
FRAU Aber was für welche ...
MANN Oper, das ist Oper!
KIND Ich mag nicht zu Opa!
FRAU Still, Kind!
MANN Wagner, den kennst du doch.
FRAU Den Hausmeister?
MANN Nicht doch! Den Richard Wagner
FRAU Ich denke, der Richy heißt Hummelberger?
MANN -burger, er heißt Hummelburger.
KIND Ich mag ein’ Hamburger!
MANN Wart’s ab, Bub, wir gehn gleich.
FRAU Mach den Kassettenrekorder aus mit deinem komischen Mozart.
MANN Das süße Zeug, pfui!
KIND Ich sag ja nichts.
MANN (zum Kind) Du hälst den Mund! (zur Frau) Und du hast keine Ahnung, das ist doch keine Kassette, sondern eine CD.
(Öffnen die Tür, im Treppenhaus)
FRAU Ist Carmen nicht eine Oper?
MANN Hör mir auf mit der Flamingo-Musik.
KIND Ich mag in’ Zoo!
(Die Tür geht zu. Aus dem Radio klingt weiter Ein deutsches Requiem.)

Samstag, 8. September 2012

Ode an den Genfer See

Schau an den See, schau an die Stadt,
     Ich hab sie beide gründlich satt,

          Und abends trink ich Fusel.

Ich denke oft an Raub und Mord
     Und fahre einen Ford Escort,

          Doch leider nur ein’ Diesel.

Donnerstag, 9. August 2012

Dienstag, 17. Juli 2012

Das Grüne vom Ei des Damokles


(Periander hört zwei Bildungsurlaubern zu)

– Ich habe das Labyrinth des Dinosaurus besichtigt.
– Sind das die hängenden Biergärten?
– Nein, die sind auf Rhodos.
– Ich dachte, da gäb’s nur Wein ...
– Das ist Samoa, eine Nebeninsel.
– Die mit dem Rubikon? Vino, vidi, vinci?
– Leonardo war gar kein Grieche! Sie leiden ja unter babylonischer Geschmacksverwirrung!
– Aber nein, das war nur so ein geflügeltes Bild.
– Aha, ein Picassus.
– Nein, Sie Besserwisser, ich meine die Sphinx, die aus der Asche steigt.
– Sie sind mir ein Leuchtturm der mystischen Figuren!
– Was Sie sagen, ist ja auch nicht das Grüne vom Ei.
– Von welchem Ei?
– Na, von welchem wohl? Vom Ei des Damokles, das bei Beelzebub an die Wand –
– Quatsch, das war kein Bube, das war einer der drei Weisen aus dem Morgenland.
– So? Und warum hat sich dann Herodes die Hände gewaschen?
– Die Füße waren’s, Sie Ignorand!
– Jetzt platzt mir aber gleich der Kragen, der gordische ...

Dienstag, 10. Juli 2012

Juni

Sonnwendfeier ist im Juni,
mit Verunika tanzt Tuni.

[Aus: Das Jahr in Rauhreimen]

Sonntag, 17. Juni 2012

Drei Völker


Es gibt drei Völker, die oft und gerne verwechselt werden: die Hunnen, die Hünen und die Dünen. Das mag daran liegen, dass sie aus dem Dunkel der Vor- und Frühgeschichte stammen, dass die Nachrichten über sie nur spärlich und sie alle drei leider ausgestorben sind.

Die Hünen waren ein Zwergvolk, das in Gräbern wohnte. Sie besiedelten weite Flächen des heutigen Deutschland und Belgien und ernährten sich redlich. Ihren Machtbereich kennzeichneten sie durch Tafeln mit Schriftzügen, die ihre heiligen Verbote verkündeten; mit ihren lauten Gesängen flößten sie den Nachbarvölkern Furcht und Schrecken ein. Ihre Gesetze waren streng und wurden ausnahmslos befolgt – eines von ihnen bestimmte, dass alle Gesunden und Kinder ins Moor geworfen wurden, was letztlich zum Aussterben des ganzen Stammes führte. Ihren Helden setzten sie in eigens dafür eingerichteten Hainen vor ihren Behausungen lebensgroße Statuen als Monumente; diese sind noch heute zahlreich zu finden.

Die Dünen waren friedliche Amazonen, die an der gesamten europäischen Atlantik-, Nord- und Ostseeküste nomadisierten. Nach ihrer Mythologie hatten sie in grauer Vorzeit in ihrer Urheimat ein glückliches Leben als Bäuerinnen geführt, bis eines Morgens alle ihre Männer spurlos verschwanden. Ihrem Glauben nach würden sie an dem Tage dorthin zurückkehren und sesshaft werden, wenn die Entlaufenen wieder gefunden wären. Die Dünen gaben sich lange und wohlklingende Namen, je länger und wohlklingender, desto höher war das Ansehen der so Benannten im eigenen Volk, überliefert ist der Name der Fürstin Sabineleutheusserschnarrenberger. Zum Zwecke der Fortpflanzung zogen sie in den Sommermonaten gruppenweise in südliche Gegenden, meist an die Mittelmeerküste, wo sie sich begatten ließen; vermutlich ist der legendäre Raub der Sabinerinnen (lat. sabina aus septem dinae, ›sieben Dünen‹) auf eine reale Begebenheit in diesem Zusammenhang zurückzuführen.

Ausschließlich ein Produkt der Phantasie sind dagegen die Hunnen. Diese furchterregenden Horden, die ihre Pferde unterm Reiten aufaßen, hat es nie gegeben. Der sagenhafte Attila war in Wirklichkeit ein Weinhändler aus dem Badischen namens Johann Friedrich Etzl (1756–1832), in dessen Keller sich gebildete Bürger, Adlige und Studenten zu ausgedehnten Weinproben trafen und in feucht-fröhlicher Runde die meisten Hunnengeschichten erdachten. Die nachträgliche Fälschung des Nibelungenlieds ist allerdings das Werk von Johann Heinrich Voß, der Etzl während eines Aufenthalts in Karlsruhe kennengelernt hatte. Historisch dagegen sind die Katalaunischen Felder, deren berühmtestes, das Camp Nou, sich in Barcelona befindet.

Soviel zu Hünen, Dünen und Hunnen. Ganz anders verhält es sich mit den Dunnen, aber das ist wirklich ein anderes Kapitel.

Montag, 11. Juni 2012

Vom Abel

Der Abel fällt nicht weit vom Kain.


Donnerstag, 17. Mai 2012

Theorie und Praxis

– Wie geht Ihr Forschungsprojekt voran, Herr Kollege?
– Ich habe den theoretischen Teil hinter mich gebracht.
– Dann haben sie es ja praktisch schon geschafft.
– Nein, ich habe es eben nur theoretisch geschafft, der praktische Teil fehlt ja noch.
– Ja, aber Sie sind doch theoretisch praktisch schon fertig?
– Nein, ich bin erst praktisch theoretisch fertig.
– Was? Sie sind also theoretisch noch gar nicht richtig fertig?
– Doch, doch: Ich bin zwar theoretisch noch nicht fertig, weil der praktische Teil
    fehlt, aber das ist praktisch dasselbe, wie wenn der theoretische Teil fehlte und
    der praktische schon stünde.
– Das ist ja praktisch.
– Theoretisch schon, wenn nicht in der Praxis ...